Amplifying Hope
Empowering African Healthcare with PCR Kit Innovations for Neonatal Sepsis
 

Aufenthalt in Rwanda

 

Die Rheinische Hochschule Köln (RH) pflegt seit vielen Jahren eine enge Partnerschaft mit dem Institute of Applied Sciences (INES) in Ruhengeri, Rwanda. Diese fruchtbare Zusammenarbeit hat sich in zahlreichen erfolgreichen Projekten und wissenschaftlichen Austauschprogrammen manifestiert. Seit 2018 sind wir gemeinsam auf einem Weg, der nicht nur wissenschaftliche Erkenntnisse vorantreibt, sondern auch die kulturellen Bande zwischen unseren Institutionen stärkt. Im Jahr 2024 setzen wir diese spannende Reise fort – und das auf gleich mehreren Ebenen! Neben dem Unterricht in Biochemie und Biometrie, der immer wieder für Begeisterung sorgt, widmen wir uns einem besonders innovativen Projekt: der Entwicklung eines PCR-Kits zur schnellen Diagnose von neonataler Sepsis. Dieses Projekt ist weit mehr als nur ein wissenschaftliches Vorhaben – es ist eine lebensrettende Mission, die darauf abzielt, die Sterblichkeitsrate von Neugeborenen in Afrika drastisch zu senken. Und das ist noch nicht alles! Wir erforschen auch die Nutzung von lokalem Honig als umweltfreundliche Alternative zu Formalin. Rwandas Innovationskraft zeigt sich hier in voller Blüte.


Wir freuen uns riesig, dass wir erneut zu einem weiteren wissenschaftlichen Austausch eingeladen wurden – und zwar vom 19. Juli 2024 bis zum 29. Juli 2024. Die Vorfreude war groß, und wir waren zuversichtlich, dass wir auch diesmal von dieser fruchtbaren Zusammenarbeit profitieren werden. Bleibt gespannt, denn wir haben noch viele aufregende Updates für euch in petto!

 


Die Einladung und die Anreise
Der Vice-Chancellor, Pater Prof. Dr. Jean Bosco BARIBESHYA, hat uns erneut eingeladen, das Institute of Applied Sciences (INES) im Rahmen des Erasmus Plus Programms zu besuchen. Gemeinsam mit meinem Kollegen, Prof. Dr. Ansgar Pommer, freuen wir uns darauf, eine Veranstaltungsreihe zu gestalten, die sich aus zukünftigen gemeinsamen wissenschaftlichen Projekten wie „Amplifying Hope: Empowering African Healthcare with PCR Kit Innovations for Neonatal Sepsis“ und der Entwicklung von Ausbildungsprogrammen zusammensetzt.
Nachdem alle notwendigen Voraussetzungen erfüllt waren – einschließlich Impfungen gegen Gelbfieber, Hepatitis A/B, Typhus sowie aller erforderlichen Unterlagen und Reisedokumente – konnten wir am 19. Juli 2024 unser Abenteuer starten. Zwei Stunden vor Abflug am Düsseldorfer Flughafen ging es los. In unserem Gepäck befanden sich nicht nur wichtige Unterlagen, sondern auch gute Nachrichten: Wir sind Bernhard Kurpicz sehr dankbar für seine großzügige Spende von drei Mobiltelefonen und einem Computer, die uns vor Ort bei unserer Arbeit unterstützen werden. Außerdem freuen wir uns besonders über die Spende der Familie Quade – eine qPCR-Maschine, die wir bei unserem nächsten Besuch nach Ruanda mitnehmen werden. Diese Maschine wird einen entscheidenden Beitrag zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung vor Ort leisten. 


Erste Herausforderung, ankommen! Natürlich verläuft nicht jede Reise reibungslos – ein bisschen Schwund gehört immer dazu. Schon bei unserer Ankunft in Kigali zeigte sich, dass unsere Koffer wohl ihre eigene Vorstellung von einem Abenteuer hatten – sie entschieden sich für eine alternative Route und kamen einen Tag später nach. Offenbar wollten sie noch ein wenig auf Safari gehen, bevor sie sich wieder uns anschlossen. Wie sich herausstellte, hatte ein kleiner Windows-Update-Bug nicht nur uns, sondern auch Flughäfen, Banken und sogar Kliniken lahmgelegt. Aber keine Sorge – am Ende kamen wir zwar etwas verspätet, aber voller Taten-drang in Rwanda an.
Unsere Studenten Bruno Niyonkuru Rugira und Tuyrshime Jean de Dieu sowie Louise Addax Obeïssante empfingen uns herzlich am Flughafen in Kigali. Ihre warme Begrüßung machte unseren verspäteten Ankunftszeitpunkt vergessen und wir fühlten uns sofort willkommen. Die Weiterreise mit dem INES-Taxi von Kigali zum INES in Ruhengeri war angenehm, auch wenn wir von der bezaubernden Natur, den üppigen Vegetationen, pracht-vollen Tälern, Bergen und Vulkanlandschaften in der Nacht nur wenig sehen konnten, füllten wir die Fahrt mit Gesprächen über alles, was in der Zwischenzeit passiert war, tauschten Neuigkeiten aus und teilten unsere Erwartungen für die kommenden Tage.
Die vielen Eindrücke regen mich zum Nachdenken an, insbesondere über den noch kommenden interkulturellen und wissenschaftlichen Austausch zwischen den Leitern des INES, den Studenten und uns. Der bevorstehende Workshop wird den aktuellen Status des Projekts „Amplifying Hope“ beleuchten und die nächsten Schritte für die Weiterentwicklung besprechen. Ich bin zuversichtlich, dass wir mit unseren Fähigkeiten und Erfahrungen unsere Partner unterstützen und einen wertvollen Beitrag leisten können. Es ist spannend zu sehen, wie wir gemeinsam die nächsten Phasen dieses lebensrettenden Projekts vorantreiben werden.


Die ersten Tage
Am nächsten Morgen, einem ruhigen Samstag, machten wir uns auf den Weg zur Institute of Applied Sciences, INES. Der Campus war an diesem Wochenende zwar still, doch das gepflegte Gelände und die herzliche Atmosphäre sorgten dafür, dass wir uns sofort wohl und willkommen fühlten. Es war bemerkenswert, wie viele Studie-rende, die wir im Jahr 2022/2023 unterrichtet hatten, uns noch in guter Erinnerung behalten hatten und uns freundlich zuwinkten. Da wir uns nicht an alle Gesichter erinnern konnten, vereinbarten wir mit Bruno, dass die Studierenden das Codewort „Biochemistry“ verwenden, damit wir sie als Teil unserer damaligen Kurse erkennen konnten. Nach diesem ersten Wiedersehen stand die zweite Herausforderung an: Die Sicherstellung der Erwartungen und Inhalte unseres Aufenthalts! 


Wir trafen uns mit unseren Ansprechpartnern, Tuyrshime Jean de Dieu (Leiter des Labors) und Bruno Niyonkuru Rugira (Bachelorstudent). Gemeinsam mit ihnen bereiteten wir uns auf die geplanten Vorlesungsreihen vor: In der Biochemie-Vorlesung wollten wir den Studierenden die DNA-Struktur mit einer innovativen Lehrmethode näherbringen, bei der sie DNA-Strukturen mit Haribo-Süßigkeiten nachbilden sollten. Diese kreative Herangehensweise sollte den Studierenden ein tieferes Verständnis für die komplexen Strukturen der DNA vermitteln. Parallel dazu planten wir die Vorlesung „Biometrie: Hilfreiche Hinweise zur deskriptiven Statistik und zu den Hypothesentests für die Bachelorarbeiten“, um den Studierenden praxisorientierte Werkzeuge für ihre wissenschaftlichen Arbeiten an die Hand zu geben.


Nach der Besprechung besichtigten wir die Räumlichkeiten und stellten sicher, dass alle benötigten Materialien und die Technik für den geplanten Workshop sowie die Vorlesungen vorhanden und funktionsfähig waren. So konnten wir sicherstellen, dass unsere Projekte und Lehrveranstaltungen reibungslos ablaufen würden.


Ein besonderes Highlight dieses ersten Tages war die Einladung von Bruno zu einem internationalen Konzert, bei dem drei Chöre auftraten: zwei einheimische Chöre und ein Chor aus Kalifornien. Besonders stolz waren wir auf unseren Studenten Jules Baweshema, der als Dirigent eines der einheimischen Chöre fungierte – ein Chor, der mit unseren Studierenden besetzt war. Dieses außergewöhnliche Erlebnis beeindruckte uns tief und schuf eine starke emotionale Verbindung, die unsere Reise und Zusammenarbeit in Rwanda unvergesslich macht.


Unsere Forschungsprojekte und Lehrveranstaltungen
Dritte Herausforderung, eine Passion für die Wissenschaft wecken!


1. PCR-Kit-Entwicklung für neonatale Sepsis: Status und nächste Schritte
Bei einem gemütlichen Abendessen mit Vice-Chancellor Jean Bosco BARIBESHYA sowie den engagierten Studenten Bruno Niyonkuru Rugira und Tuyrshime Jean de Dieu diskutierten wir den aktuellen Stand und die nächsten Schritte des „Amplifying Hope“ Projekts. Dieses lebensrettende und innovative Vorhaben konzentriert sich auf die Entwicklung von PCR-Diagnosekits zur frühzeitigen Erkennung von neonataler Sepsis in Afrika. Die Real-Time PCR gilt als Goldstandard in der Pathogendiagnostik und liefert innerhalb von 2 bis 3 Stunden zuverlässige Ergebnisse – eine Geschwindigkeit, die besonders bei Neugeborenen lebensrettend sein kann.
Unsere wissenschaftlichen Ziele umfassen:
 Entwicklung eines PCR-Kits zur Identifizierung von Bakterien, die eine neonatale Sepsis verursachen.
 Lyophilisation der Kits zur Verbesserung der Handhabung und Lagerung.
 Validierung der Kits in Krankenhäusern in Rwanda.
 Beschaffung von Rohstoffen und Entwicklung kommerzieller Kits.
 Einhaltung von Standards und Zulassung durch die rwandische FDA.


Dieses Projekt ist Teil einer laufenden Zusammenarbeit zwischen INES-Ruhengeri und der Rheinischen Hoch-schule Köln. Diese Partnerschaft verbindet Menschen und Kulturen und zielt darauf ab, neonatale Infektionen, Antibiotikaresistenzen und die Sterblichkeitsrate zu reduzieren. Trotz der Fortschritte steht das Projekt noch vor einer entscheidenden Hürde: der Sicherstellung der Finanzierung. Wir suchen weiterhin Investoren, die das notwendige Kapital bereitstellen, um dieses lebensrettende Vorhaben erfolgreich umzusetzen.

2. Forschung an natürlichen Ressourcen: Honig als Alternative zu Formalin
Bruno, einer der engagiertesten Studenten am INES, teilte mit uns die spannenden Fortschritte seines For-schungsprojekts, das sich mit der Verwendung von lokalem Honig als umweltfreundliche Alternative zu Formalin beschäftigt. Dieses Projekt, das im Rahmen seiner Bachelorarbeit entwickelt wurde, hat das Potenzial, die Art und Weise, wie wir biologische Proben wie Gewebe oder Organe konservieren, grundlegend zu verändern.
Lokaler Honig ist nicht nur ein natürliches Süßungsmittel, sondern auch reich an antibakteriellen und konservie-renden Eigenschaften. Bruno hat gemeinsam mit seinem Betreuer, Prof. Dr. Dr. Adewale Oyebadejo Samson, intensiv daran gearbeitet, die Methoden zur Anwendung von Honig zu testen und zu verfeinern. Die bisherigen Ergebnisse sind vielversprechend und könnten zu einem sichereren, umweltfreundlicheren Ersatz für Formalin in medizinischen, pädagogischen und kommerziellen Anwendungen führen.
Wir sind begeistert von den Möglichkeiten, die diese Forschung bietet. Dieses Projekt zeigt deutlich, wie lokale Ressourcen für innovative Lösungen genutzt werden können, um den Einsatz schädlicher Chemikalien zu redu-zieren und nachhaltige Alternativen zu schaffen.


3. Die Vorlesungsreihe: Biochemie und Biometrie kreativ erleben
Die Lehrveranstaltungen waren ein weiterer Höhepunkt unseres Aufenthalts. In einer besonders spannenden Biochemie-Vorlesung lernten die Studierenden die Struktur und Zusammensetzung der DNA auf eine kreative und unvergessliche Weise kennen: mit HARIBO-Süßigkeiten! Die Studierenden bauten die verschiedenen Kom-ponenten der DNA mit unterschiedlichen Haribo-Produkten nach: Chamallows Rombiss für Zucker, Chamallows Barbecue für Phosphat und Rainbow für die vier Basen (Thymin, Cytosin, Adenin und Guanin). Diese innovative Lehrmethode machte das komplexe Thema der DNA-Struktur greifbar und verständlich für alle.

Zusätzlich führten wir eine Vorlesungsreihe zur Biometrie durch, die sich auf „Hilfreiche Hinweise zur deskriptiven Statistik und zu den Hypothesentests für die Bachelorarbeiten“ konzentrierte. Diese praxisorientierten Einblicke gaben den Studierenden wertvolle Werkzeuge an die Hand, die sie in ihren wissenschaftlichen Arbeiten anwen-den können. Das positive Feedback der Studierenden, wie zum Beispiel:


"Hello sir! I'm Patient Vincent Pallotti IMBUTOYUMUGISHA, a student at Ines, am the one who attended your session of today! It was amazing, I need to know more about Biostatistics, may you help me please? If it's possible 🤷‍♀️, have good afternoon!"


"I would like to ask appointment with you! If you're still in Rwanda, I want to talk with you about Biostatistics, I'm very interested in it, and I need to continue in it, in my master's and PhD de-grees, thanks."


zeigt, wie wichtig und inspirierend diese Inhalte für die Studierenden waren. Es war ein wirklich unvergesslicher Tag im Klassenzimmer, der die Bedeutung von kreativer und praxisnaher Bildung unterstrichen hat.


„Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen…“


Matthias Claudius hat mit diesen Worten einen wahren Kern getroffen: Eine Reise ist weit mehr als nur das phy-sische Fortbewegen von einem Ort zum anderen. Sie ist ein Eintauchen in die Besonderheiten anderer Kulturen, ein Erleben unbekannter Speisen, Düfte, Gewürze und Riten. Sie erweitert unseren Blick und öffnet unsere Sin-ne für die Vielfalt der Welt. Dieses freundschaftliche, aufrechte und respektvolle Miteinander zwischen den Studenten, den Mitarbeitern und Dozenten des INES mündete letztendlich in sehr herzlichen Begegnungen. Es war uns beiden eine sehr große Freude und zugleich auch eine besondere Ehre die Einladung von Pater Jean Bosco anzunehmen – Eine weitere Gelegenheit Land und Leute durch persönliche Einladungen aus Wissen-schaft, Kirche und Politik aber auch durch ihre Riten, das gemeinsame Beten, Singen, Kochen und Essen ken-nen zu lernen.
Apropos Kochen – ein weiteres Highlight unserer Reise war das gemeinsame Kochevent, bei dem wir in die kulinarischen Traditionen Ruandas eintauchen durften. Zusammen mit unseren ruandischen Kollegen bereiteten wir Isombe zu, ein traditionelles Gericht, das aus Maniokblättern besteht. 

Die Zubereitung von Isombe ist ein anspruchsvoller Prozess, da die Maniokblätter natürliche Cyanide enthalten, die giftig sein können, wenn sie nicht richtig verarbeitet werden. Um diese Toxine zu entfernen, wurden die Blätter gründlich gewaschen, gestampft und dann für mehrere Stunden – etwas mehr als vier Stunden – gekocht. Dabei entwickelten sie ihren charakteristischen, unverwechselbaren Geschmack.
Das fertige Isombe wurde mit Erdnüssen, Palmöl, Zwiebeln und Tomaten verfeinert und traditionell mit verschiedenen Beilagen serviert. Dieses Kochevent war mehr als nur eine Mahlzeit – es war eine wunderbare Gelegenheit, die ruandische Kultur besser kennenzulernen und den interkulturellen Austausch auf eine besonders köstliche Weise zu vertiefen.


Während unserer Reise nach Ruanda haben wir tiefgreifende Eindrücke gesammelt, die uns nachhaltig bereichern werden. Ein unvergessliches Erlebnis war die Zeit im Foyer de Charité Remera Vierge des Pauvres. Die Spiritualität und die Gespräche mit Pater Dr. Fabien Hagenimana haben uns stark beeindruckt. Die ruhige, meditative Atmosphäre dieses Ortes bot uns nicht nur eine spirituelle Auszeit, sondern auch eine Gelegenheit zur Reflexion und zum intensiven Austausch über die Bedeutung von Gemeinschaft und Engagement.



Unser Fazit
Unsere Reise nach Ruanda war eine tief bewegende und bereichernde Erfahrung, die weit über berufliche Er-folge hinausging. Die herzlichen Begegnungen, der kulturelle Austausch und die intensive Zusammenarbeit mit unseren Partnern vor Ort haben nicht nur unsere wissenschaftlichen Projekte vorangetrieben, sondern uns auch persönlich bereichert.
Die Projekte, die wir gemeinsam mit dem INES in Ruhengeri vorantreiben, sind von großer Bedeutung und haben das Potenzial, das Leben vieler Menschen nachhaltig zu verbessern. Sei es die Entwicklung eines PCR-Kits zur Diagnose von neonataler Sepsis oder die Erforschung umweltfreundlicher Alternativen in der Wissenschaft – all diese Initiativen zeigen, wie kraftvoll und innovativ unsere Zusammenarbeit ist.
Der herzliche Empfang, den wir erfahren haben, und die positiven Eindrücke, die wir sammeln durften, haben in uns den Wunsch geweckt, diese Partnerschaft weiter auszubauen und unsere Verbindungen zu vertiefen. Die Reise hat uns gezeigt, wie wertvoll der Austausch zwischen unterschiedlichen Kulturen und Wissenschaften sein kann und wie sehr wir alle davon profitieren können.
Es bleibt ein starkes Gefühl der Verbundenheit, das uns sicher bald wieder nach Ruanda führen wird. Wir sind dankbar für diese Gelegenheit und freuen uns darauf, die Zusammenarbeit mit unseren ruandischen Freunden und Kollegen in den kommenden Jahren fortzusetzen.
DANKE – INES wir kommen wieder!